...ja auch meine Mutter, die zu meinem Vater sagte "bald spielen wir wieder Karten zusammmen" ist nicht mehr auf dieser Welt. 5 Jahre nach meinem Vater ist sie gegangen.
1991 erkrankte sie an Zungenkrebs, obwohl sie nie geraucht hatte, früher wohl mal auf Partys aber da war sie ein Teenager.
Das war eine schwere Zeit für uns, vorallem für meinen Vater. Er war nie Unselbstständig aber logisch hatte er schwer damit zu kämpfen. Jeden Tag war er im Krankenhaus von morgens bis abends, hat an ihrem Bett gesessen, hat mit ihr Karten gespielt, war mit ihr spazieren wenn es ihre Krankheit zu ließ.

Ein schwerer harter Kampf war es für meine Mutter, später erfuhr ich einmal was sie gedacht hatte, nach der langen schweren OP (ich glaube das war irgend etwas mit über 12 Stunden) da hatte sie gedacht sie wolle nicht mehr leben als sie so da lag auf der Intensiv und so langsam wieder "klar" wurde.
Dann aber sagte sie sich wohl, Du kannst nicht gehen, Du hast doch einen Mann und zwei Töchter, die brauchen Dich!!

Von da an hat sie gekämpft!!! Meine Mutter war eine Kämpferin immer und immer wieder ist sie aufgestanden bis zu letzt, aber dann wollte sie wirklich nicht mehr.
Bis kurz vor der letzten OP die sie bekommen sollte hatte sie gesagt, sie will keine OP mehr!!
Aber das war 12 Jahre nach dem überwundenem Krebs!!!

Sie war eine herzensgute Frau immer gut drauf und immer für einen da. Ich habe bis zu ihrem gehen mit ihr in dem gleichen Haus gewohnt und ich habe es nie bereut!!
Sie war beliebt bei ihren Freunden und in den Seniorenkreisen wo sie verkehrte. Man mochte ihre beschwingliche Art, sie hat nie gejammert wenn es ihr nicht gut ging und verdrehte die Augen wenn andere jammerten das sie Kreuzschmerzen haben oder ähnliches. ;-)
Sie hat die Kinderkrebsstation gesehen und sagte, so schlecht würde es ihr doch gar nicht gehen!!
Ich hab heute noch Tränen in den Augen wenn ich von ihr erzähle, auch wenn ich das Vaterkind war, sie fehlt mir!!

Sie war unterwegs mit Freunden in Winterberg, ein Kurzurlaub sollte es sein, Sonntag morgens wollten alle zur Kirche und meine Mutter war schon mal vor gegangen. So war sie , warum warten???
Man fand sie bewußtlos, später sagte der Arzt im Krankenhaus, man hätte sie im Rettungswagen "wiedergeholt" und im Krankenhaus auch noch mal.
Sie lag auf der Intensiv leblos, von Maschinen am leben gehalten, die Augen trüb und regungslos, ich weiß noch ihre Hände waren weich und warm.

Sie war Hirntot! Das hatte uns der Arzt bestätigt!!

Meine Schwester und ich faßten den Entschluss, das wir es nicht wollten, das sie noch einmal wiedergeholt werden soll, wenn es dazu kommen sollte!!
Sie hatte immer gesagt, sie wolle nicht in einem Pflegeheim enden und vor sich hin vegetieren. Aber sie hatte auch gesagt, wenn sie nicht mehr alleine bleiben könnte dann sollten wir uns nicht das auf die Schultern laden, was sie für zwei liebe Menschen getan hat.

Sie hat ihre Tante und ihre Schwiegermutter gepflegt!

Wir hätten unser eigenes Leben und dabei sollte es auch bleiben!!

Wir bekamen Unverständnis von so einem Pflegerarsch, wie wir das nur sagen könnten. Ich habe ihn nur verächtlich angesehen mehr weiß ich davon nicht mehr...

2 Tage später ist sie dann friedlich eingeschlafen, man hatte sie von der Intensiv in ein Zimmer geschoben, wo sie ihre Ruhe hatte. Wir waren nicht dabei, ich bekam einen Anruf vom Krankenhaus (mitten in einem Lehrgang für die Ausbildung) dabei sollten die eigentlich meine Schwester anrufen. Meine Schwester war mit meiner Cousine auf den Weg nach Winterberg, meine Cousine wollte meine Mutter nochmal sehen.
Sie sagte mir später es wäre gut gewesen, das ich sie nicht mehr SO gesehen habe, wie sie im Bett gelegen hatte.

Nun sind sie wieder zusammen, meine Eltern.